08.-10. Oktober 2004 in Lampertheim-Hüttenfeld

Über Litauen und Europa – Diskussion in Hüttenfeld
Wissenschaftliche Jahrestagung des Litauischen Kulturinstituts / Hohe Ehrung für ehemaligen Schüler des Litauischen Gymnasiums


Das Konzert der Sopranistin Irena Bespalovaitė am Samstagabend zog nicht nur Tagungsteilnehmer, sondern auch viele Besucher von nah und fern nach Hüttenfeld. Höhepunkt während der Eröffnung am Freitagabend war die Verleihung eines Ordens an Arthur Hermann, Vorstandsmitglied des Litauischen Kulturinstituts, durch den Botschafter Litauens in Deutschland, Evaldas Ignatavičius.
Der Vorsitzende des LKI, Dr. Vincas Bartusevičius, eröffnete die wissenschaftliche Jahreskonferenz und begrüßte den neuen Botschafter der Republik Litauens in Berlin, Evaldas Ignatavičius, seinen Stellvertreter Vytautas Gudaitis, und Kulturattache Rasa Balčikonytė. Ignatavičius ist seit der Wiederaufnahme der Beziehungen mit Deutschland der vierte Botschafter Litauens. Er ist 37 Jahre alt und bereits seit 1991 im diplomatischen Dienst. Zuletzt war er Generalkonsul in Königsberg (Kaliningrad), davor war er in Polen tätig. Ignatavičius beherrscht perfekt die deutsche Sprache.
Er freue sich, so Bartusevičius, daß Litauen endlich einen Kulturattache nach Berlin entsandt hat, vor allem weil es schon lange einen Attache für Verteidigungsfragen gibt. Angriff sei die beste Verteidigung, sagte Bartusevičius, daher sollte Litauen angreifen, und zwar mit den Mitteln der Kultur.
Im Folgenden gab Bartusevičius einen kurzen Abriß über die Geschichte litauischer Organisationen in Hüttenfeld. Neben dem Litauischen Gymnasium, der Litauischen Volksgemeinschaft und anderen litauischen Vereinigungen hat auch das Litauische Kulturinstitut seinen Sitz in Hüttenfeld. Das LKI besteht seit 1981.
Bartusevičius berichtete, daß einem Vorstandsmitglied des LKI, Arthur Hermann, ein hoher Orden verliehen worden sei, das Offizierskreuz des Verdienstordens der Republik Litauen.

„Für die Organisation“

Der stellvertretende Botschafter Vytautas Gudaitis verlas das Verleihungsschreiben des litauischen Präsidenten, dann zeichnete Botschafter Ignatavičius den zu Ehrenden aus. Arthur Hermann – übrigens genau wie Bartusevičius Absolvent des Litauischen Gymnasiums Hüttenfeld – ist neben seiner allgemeinen Vorstandstätigkeit im LKI auch Leiter der umfangreichen Bibliothek des Kulturinstituts. Es folgten Glückwünsche von Bartusevičius und des Vorsitzenden der Litauischen Volksgemeinschaft Anton Schugschdinis, dann kam Hermann zu Wort. Er sagte, er sei sehr gerührt, denn er habe nie nach Ehrungen und Auszeichnungen gestrebt. Seine ehrenamtliche Tätigkeit habe er für seine Organisation geleistet, für die er stellvertretend ausgezeichnet worden sei.
Sofort im Anschluß an die Eröffnung folgte das erste Referat von Prof. Dr. Edvardas Gudavičius aus Vilnius mit dem Thema „Litauens Mitgift an Europa“. Dieses Thema war auch das globale Hauptthema der Veranstaltung und bildete somit einen soliden Grundstein für die weiteren Vorträge.
Am Samstagvormittag referierte Dr. habil. Mathias Niendorf aus Erfurt über die Frage „Was sagt einem Europäer die litauische Geschichte?“, und Magister Cornelius Hell aus Wien über das Thema „Was sagt einem Europäer die litauische Literatur?“ Die Tagung wurde dann am Nachmittag mit zwei weiteren Vorträgen fortgesetzt: Prof. Dr. Raminta Lampsatis aus Berlin sprach über das Thema „Was sagt einem Europäer litauische Musik und Kunst?“, anschließend referierte Vida Kaluza aus Berlin über die Frage „Unterwegs oder bereits angekommen? – Der litauische Film und das litauische Theater auf dem Weg nach Europa – Entwicklung seit 1990″.
Am Abend gab es den nächsten Höhepunkt: ein Konzert der Sopranistin Irena Bespalovaitė aus Stuttgart. Sie wurde von Gaiva Bandzinaitė aus Salzburg am Klavier begleitet. Bespalovaitė sang Arien aus Mozarts „Don Giovanni“ und aus dem „Barbier von Sevilla“ sowie Wiener Tänze und Deutsche Tänze  von Schubert. Nach dem Konzert gab es ein geselliges Beisammensein der Tagungsteilnehmer und der speziell zum Konzert angereisten Gäste.
Am Sonntagvormittag trug Prof. Dr. Alfredas Bumblauskas aus Vilnius das letzte Referat der diesjährigen wissenschaftlichen Jahreskonferenz über „Die Multikonfessionalität des Großfürstentums Litauen im europäischen Kontext“ vor. Mit dem Auswertungs- und Abschlussgespräch „Perspektiven für die Forschung“ fand die Veranstaltung dann ihr Ende.
Am Nachmittag waren nur noch die Mitglieder des Litauischen Kulturinstituts in Hüttenfeld und absolvierten ihre jährliche Mitgliederversammlung.
(Lampertheimer Zeitung vom 12. Oktober 2004)

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