Blick in die Geschichte
23. Jahrestagung des Litauischen Kulturinstituts in HüttenfeldHÜTTENFELD – Litauen gehört zu den zehn Ländern, die bald Mitglied der Europäischen Union sein werden. Dieses Ereignis nahm das Litauische Kulturinstitut (LKI) zum Anlass, sich in seiner 23. wissenschaftlichen Jahrestagung der litauischen Geschichte zu widmen.
Von unserer Mitarbeiterin Dr.Kyra Inachin
Wie der Vorsitzende des LKI, Dr. Vincas Bartusevičius, betonte, ist die Geschichte des litauischen Staates von zahlreichen Brüchen gekennzeichnet. Denn allzu oft war das kleine baltische Land Kriegsschauplatz und Spielball der europäischen Großmächte, gewann und verlor seine staatliche Souveränität. Um sich gegen Eroberer und Besatzer wehren zu können, blieb den Litauern oft nur ihre Kultur, ihr Liedgut und das Erbe ihrer Philosophen. Professor Leonidas Donskis, international anerkannter Philosoph der Universität Kaunas, bezeichnete die litauische Identitätsfindung als einen inneren. Kampf zwischen Zustimmung und Ablehnung, als Spagat zwischen Loyalität und Protest.
Vor 750 Jahren wurde der erste litauische König gekrönt. Dr. Rimvydas Petrauskas widmete sich in seinem Referat der Ausbildung der ersten staatlichen Strukturen. Die Eigenstaatlichkeit war jedoch nicht von Dauer. Schweden, Polen, Deutsche und Russen herrschten im Baltikum und suchten wirtschaftliche und militärische Vorteile daraus zu ziehen. Erst die militärische Pattsituation im Ersten Weltkrieg schien den Litauern die Möglichkeit zu eröffnen, die Unabhängigkeit von Russland zu erreichen. Dr. Arūnas Vyšniauskas von der Universität Vilnius widmete sich der heute als Nationalfeiertag begangenen Unabhängigkeitserklärung des Litauischen Landesrates am 16. Februar 1918, die international aber wenig beachtet wurde. Privatdozentin Dr. Kyra T. Inachin von der Universität Greifswald fragte, was die westeuropäische Öffentlichkeit von diesen Vorgängen aus der Tagespresse erfuhr und in welcher .Weise Journalisten meinungsbildend wirkten.
Der Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Vilnius, Professor Zenonas Butkus, verglich die Verfassungen der baltischen Staaten in der Zwischenkriegszeit. Dr. Joachim Tauber vom Nordostinstitut Lüneburg referierte über die sowjetische Okkupation im Zweiten Weltkrieg, die von der deutschen Besatzung gefolgt wurde. Im Anschluss stellten Dr. Vincas Bartusevičius und Dr. Tauber das von ihnen herausgegebene Sammelwerk „Holocaust in Litauen“ vor.